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15. März 2020

In dir selbst sicher bleiben.

Gestern um kurz vor neun im Biomarkt in Traunstein: Ich wollte nur schnell eine Flasche Essig kaufen und fragte die vielen Menschen mit überfüllten Einkaufswägen ob sie mich vor lassen. Das war kein Problem und so unterhielt ich mich kurz mit einer Frau. Sie sagte: „Ich bin jeden Samstag früh hier aber das habe ich noch nie erlebt, als würde es bald nichts mehr zu essen geben. Ich glaube nicht das man in Deutschland verhungern kann.“  Darauf antwortete ich: „Ja, aber das Menschen in Deutschland gehungert haben, ist noch nicht so lange her und deshalb sitzt es den Menschen noch in den Knochen.“

Ähnliches erlebe ich in meiner Arbeit. Es geht fast immer um eine Bedrohung im Außen – und die macht, dass wir unsere Sicherheit, Selbstsicherheit, Stabilität, unsere Mitte verlieren. Es ist nicht relevant was die Bedrohung ist, sondern wie wir damit umgehen. Ein weiterer Aspekt in unserer Welt ist mir schon als Jugendliche aufgefallen: Warum sind wir so Obrigkeitsgläubig? Warum glauben wir anderen mehr als unseren eigenen Erfahrungen und verlieren dadurch den Kontakt zur eigenen Wahrheit? Es hat mit Macht zu tun: in der Menschheitsgeschichte gab es über Jahrtausende immer wenige Menschen die Macht über viele hatten, das sind wir einfach gewohnt. Zum anderen erlebten wir diese Macht als Kind, ob Eltern, Erzieher, Lehrer, ältere Geschwister… wir erlebten uns als klein und fühlten uns angewiesen auf die Menschen um uns herum.

Ja ich glaube auch, wir sind auf dem Weg und Strukturen verändern sich. Wir haben Demokratie, wir können selber denken und dürfen unsere Gedanken und Erfahrungen auch öffentlich äußern. Das ist immerhin noch nicht lange so. Es wird immer wieder Bedrohungen geben, aber grundsätzlich sind wir in Sicherheit und wenn wir sie in uns selbst nicht aufgeben, dann können wir auch die unterstützen, die sie noch manchmal verlieren.

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