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28. August 2017

Der weite Raum zwischen Himmel und Erde

Es war einmal ein kleines Mädchen, das war schon so lange unterwegs, so weit gegangen auf der Suche nach… ja, wonach suchte sie eigentlich? Unvermittelt hielt sie inne, blieb stehen und blickte sich um. Alles war eigentlich wie immer, es war nicht besonders hell aber sie spürte die Menschen, die um sie herum waren. Freundliche Stimmen sagten zu ihr: „Geh weiter, geh ins Licht!“

Und so ging sie weiter, es fühlte sich sicher und geborgen an, obwohl es immer dunkler wurde und sie irgendwann gar nichts mehr sehen konnte. Sie ging an vielen, vielen Menschen vorbei, sie konnte sie nicht sehen aber sie fühlte ihre Nähe links und rechts neben sich.

Dann kam sie in einen großen runden Raum mit einem winzigen Lichtstrahl der von oben nur einen kleinen Bereich in der Mitte beleuchtete. Oh, ich bin in einer Höhle in einem Berg dachte das Mädchen und setzte sich in die Mitte. Das kleine Mädchen genoss dieses wenige Licht und fühlte sich sehr geborgen mit den Menschen, die sie bei den Wänden wahrnehmen konnte. Sie blieben im Dunkeln, aber das Mädchen spürte, wie sehr sie ihr das Licht gönnten. Es erinnerte sich daran, dass das wohl nicht immer so war und mit einer leisen Traurigkeit darüber schlief sie ein.

Als sie wach wurde, befand sie sich in der Mitte eines riesigen Wassers. Es gab nichts als Wasser um sie herum und den Himmel über ihr. Wow, dachte sie sich, so viel Himmel, so viel Licht und Raum um mich herum! Es fühlte sich sehr lebendig an und gleichzeitig beschützt. So beschützt wie in der Höhle nur so viel größer.

Und plötzlich wurde ihr klar, dass der Himmel schon immer da war! Er war niemals weg gewesen, nur sie hatte so lange im Dunkeln gelebt. Und in der Erinnerung hatte sie sich auch manchmal vor dem Himmel gefürchtet. So als hätte sie nicht genug Raum gehabt um zu wachsen. So weit und groß wie jetzt hatte sie den Himmel noch nie zuvor wahrgenommen. Alles war immer klein und eng und irgendwie bedrückend. Jetzt gab es Licht und Raum zum wachsen und gleichzeitig fühlte sie sich beschützt und sicher! Mit einem Gefühl von Glückseligkeit und Loslassen legte sich das Mädchen mit dem Rücken auf das Wasser und ließ sich treiben.

Nach einer Weile konnte sie das Ufer erkennen, schöne, saftige, grüne Wiesen und ein Baum. Als sie näher kommt bemerkt sie einen Schwan der dort steht und zu ihr hinüber schaut. Sie fragt den Schwan: „Wieso bist du ganz alleine hier, ich dachte Schwäne wären immer zu zweit?“ Darauf antwortet der Schwan: „Ich habe auf dich gewartet!“ „Auf mich?“, fragt das Mädchen sichtlich irritiert. Aber der Schwan scheint sich sicher zu sein und nickt ihr freundlich zu.

Das Mädchen schaut an sich herab und bemerkt mit größtem Erstaunen, dass sie selbst zu einem Schwan geworden war! Etwas unbeholfen stapft sie aus dem Wasser heraus und begrüßt den Schwan freundlich. Wow, ist das aufregend, sie sind vollkommen gleich! Welch eine Freude! Wortlos legen sie sich dicht nebeneinander unter den Baum, stecken ihre Köpfe ins Gefieder und schlafen ruhig und zufrieden ein.

Am nächsten Morgen war das kleine Mädchen sehr aufgeregt! Ihr war klar geworden, welche Möglichkeiten sie jetzt hatte. Sie könnte fliegen und sie wollte fliegen! Gleichzeitig fühlte es sich gut an, der Erde und dem Wasser so nah zu sein. Vielleicht ist es dass, was ich so lange gesucht habe? Den Himmel, diesen ganzen weiten Raum erobern zu können und gleichzeitig mit der Erde verbunden zu sein – sich nicht mehr entscheiden zu müssen, sondern einfach beides haben zu können. Langsam aber sehr kraftvoll breitet sie ihre Flügel aus. Es fühlt sich an als könnte sie die ganze Welt umarmen, dann schwingt sie sich empor in die unendliche Weite des Himmels.

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