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27. Dezember 2017

Im Warteraum des Lebens

Immer mal wieder begegnet mir das Thema „Warten“. Wenn Menschen um mich herum warten oder sie davon erzählen, hat es manchmal den Anschein, als würden wir alle auf etwas warten. So als säßen wir im Wartesaal des Lebens und zappeln ungeduldig auf unseren Stühlen herum. Und es ist vollkommen klar, das Leben findet hier gar nicht statt. Wir warten brav darauf, dass es endlich mal los geht…

Lebe den Moment und sei im Hier und Jetzt

Was bedeutet also warten? Als erstes kommt mir: Ich will nicht mehr warten! Es hat etwas Destruktives, so wie nicht lebendig sein. Oder, mit dem was gerade ist nicht zufrieden oder einverstanden sein. Etwas anderes erwarten, auf eine Veränderung der Situation warten. Da klingt auch so was mit wie: „Das hat man uns versprochen.“ Das kleine Kind dem man gesagt hat „es wird alles gut“. Und irgendwie stehen wir immer noch da und warten darauf dass irgendwann alles gut wird.

Betrug fällt mir dazu ein. Sind wir betrogen worden? Es stimmt gar nicht! Es macht keinen Sinn auf bessere Zeiten zu warten. Dann verpassen wir das Leben. Wenn du brav bist und still sitzen bleibst dann… ja was dann? Was steckt dahinter? Wenn du brav bist kommst du in den Himmel?

Es regnet gerade und ist ziemlich ungemütlich draußen. Und ja, warm und Sonnenschein wäre mit auch lieber. Ist es die Bewertung der Situation, die uns unzufrieden macht? Wenn die Sonne scheint kommen wir doch auch nicht auf die Idee uns Regen und kalt zu wünschen. Wenn wir uns wohl fühlen, brauchen wir nicht auf bessere Zeiten zu warten. Alles ist gut. Aber so bleibt es ja nicht – früher oder später wird es ungemütlich!

Ah, daher weht der Wind. Ungemütlich will nicht! Gar, gar, gar nicht! Irgendeine Komikfigur kommt mir in denn Sinn mit einem unglaublichen Grrrrrr, so wie Rumpelstilzchen oder das HB-Männchen. Ah, Pumukl war es, der so wunderbar wütend sein konnte – und durfte. Durfte ich wütend sein oder traurig sein?

Macht das den Frieden in mir? Wenn ich diese negativ bewerteten Gefühle ausdrücken darf? Und sie bei meinem Gegenüber gesehen und empathisch mitgefühlt werden? Ja, es macht es leichter, ich habe nicht mehr das Gefühl anders sein zu müssen oder unrechtes zu tun oder zu sein. Und das ist interessant, es macht Frieden und gleichzeitig Energie. Es entsteht eine Kraft, aus Wut wird Mut, so wie eine Sehnsucht die mich vorantreibt. Es hat etwas von wachsen oder überwinden, das Gegenteil von steckenbleiben.

Vielleicht geht es bei diesem Satz: „Annehmen was ist“ gar nicht darum die für uns ungemütliche Situation anzunehmen, sondern das Gefühl anzunehmen was wir dazu haben. Okay, mit einer Situation kann man sich arrangieren, da findet man immer einen Kompromiss oder eine Geschichte die man sich erzählt. Es wird schon wieder, ist ja nicht so schlimm, auch das geht vorüber, die Zeit heilt alle Wunden etc. Ganz schön fad, keine Energie, eher so was wie sich dahin schleppen… Aber so eine schöne Wut, so eine richtige Verzweiflung, mit dem Fuß auf stampfen, ich will aber… Puhhh, da wird’s mir gleich ordentlich warm… und im Wartesaal des Lebens geht’s endlich los…

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